Bedrohlicher Anstieg von alltäglicher und unsichtbarer Gewalt

Im Jahre 2020 hat der Ende 2021 eingestellte Verein Gewaltlos.de e.V. jedes Jahr am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ (25. November) eine deutschlandweite Plakatkampagne gestartet, um auf den alarmierenden Anstieg von alltäglicher und „unsichtbarer“ Gewalt aufmerksam zu machen. In 81 Städten warb der Verein nicht nur für sein Angebot, sondern setzte sich auch für einen respektvollen und gewaltfreien Umgang sowie den Schutz und die Würde aller Menschen in Deutschland ein, unabhängig von ihrem Geschlecht.

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Überregionale Chatberatung für Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrungen

„Seit dem Frühjahr verzeichnen wir als überregionale Chatberatung für Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrungen eine Verdoppelung an Besucherinnen“, erklärte Maria Elisabeth Thoma, Vorsitzende des Vereins, den signifikanten Anstieg an Hilfesuchenden. „Gerade in Zeiten von Corona, in der die Gewalt eher zunimmt und Face-to-Face-Beratungen erschwert sind, bewährt sich das Konzept von Gewaltlos.de als niedrigschwelliger Zugang zur Beratung für Betroffene umso mehr“, verdeutlichte die Vorsitzende die Bedeutung des digitalen Beratungsangebots.

Gewaltlos war eine kostenlose und anonyme digitale Fachberatungsstelle für Mädchen und Frauen, die unterschiedliche Formen von Gewalt erfahren oder befürchten mussten. Der Verein bot bereits seit 16 Jahren Beratung im Livechat als besonderes Medium zur Selbsthilfe an. Der niedrigschwellige Zugang erleichterte Frauen den Einstieg in das Hilfesystem, die den Weg in eine lokale Beratungsstelle oder in ein Frauenhaus aus Angst vor Kontrolle und Repression oder Scham nicht gehen wollten oder konnten. Innerhalb der Chatberatung kam dem Schreiben eine besondere Bedeutung zu: Der Blick richtete sich nach innen, ganz ähnlich einem Tagebucheintrag, dem intime und ausgesprochen vertrauliche Gefühle und Erlebnisse geschützt anvertraut wurden.

Erste Aufarbeitung

Und doch saß auf der anderen Seite eine reale Person, mit der oftmals brutale, erniedrigende und entwürdigende Erlebnisse geteilt werden konnten. Die Klientinnen erlebten durch das Niederschreiben eine erste Aufarbeitung des für sie Unaussprechlichen. Gewaltlos.de leistete darüber einen innovativen Beitrag zur Bewältigung von körperlicher, psychischer und ritueller Gewalt.

Im November 2020 hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Rahmen der Präsentation der Statistik des Bundeskriminalamts auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, Beratung, Hilfe und Prävention – auch digital – auszubauen und die Opfer von Gewalt aufzufangen. Sie forderte einen bundesgesetzlichen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung, um schnell und unkompliziert Hilfe zu bekommen. Diese Forderung begrüßte der Ende 2021 eingestellte Verein Gewaltlos.de e.V. ausdrücklich und hoffte auf finanzielle Unterstützung, da der Verein seit 16 Jahren durch seine überregionale Reichweite keine Zuständigkeit für eine öffentliche Zuwendung fand.

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